Arbeitsgemeinschaft Rohholz: Studie zum EU-Holzeinschlag problematisch (07.07.2020)

Das Naturforschungsjournal „nature“ publizierte am 01.07.2020 eine Studie über den angeblich massiv gestiegenen Holzeinschlag in der EU. Die Studie kam zu dem Schluss, dass in der EU, insbesondere jedoch in Skandinavien, zunehmende Verluste von Biomasse sowie eine Zunahme der Ernteflächen zu verzeichnen sind. Die AGR kritisiert: die Methodik lässt Fragen offen, die Schlussfolgerungen auf den Klimaeffekt sind falsch.

 

Berlin, 06.07.2020: Als Basis der Studie dienten dem Team um den italienischen Forscher Ceccherini Satellitenbildaufnahmen zwischen 2004 und 2018. Hauptgrund für den gestiegenen Einschlag (angeblich +34 % abgeerntete Flächen in Europa) sei laut der Forscher die steigende Nachfrage nach dem Rohstoff Holz.
Lukas Freise, Geschäftsführer der AGR kommentiert: „Was wir hier nicht sehen sind die Bäume, die nachgepflanzt wurden. Der schwedische Wald hat einen jährlichen Zuwachs von 120 Mio. m3. Davon werden nur ca. 75 % geerntet.“ Außerdem sei unklar, ob neben den berücksichtigten Flächenverlusten durch Sturm oder Feuer auch die in den besagten Jahren starken Verluste durch Borkenkäferkalamitäten erfasst wurden.

Der gemeldete, drastische Anstieg der Ernteflächen steht zudem nicht im Einklang mit den nationalen Statistiken. Laut der schwedischen Universität für Agrarwissenschaften (SLU) sind die geernteten Flächen zwischen den Vergleichszeiträumen 2011-2015 und 2016-2018 sogar um 8 % zurückgegangen. Der Anstieg des geernteten Holzvolumens belief sich auf gerade einmal 4 %. Aufmerksam machte die SLU außerdem auf die Unvergleichbarkeit von Methodik und Satellitenbildern zu früheren Forschungen. Beides habe sich im Laufe der Zeit verbessert, sodass im späteren Betrachtungszeitraum auch Flächen identifiziert werden konnten, die früher nicht erfasst wurden. Direkt in Bezug gesetzt ergeben sich dann dramatische Unterschiede. Datenunterschiede zwischen den Ländern könnten zudem durch die unterschiedlichen Erntestrategien hervorgerufen werden.

Völlig unbeachtet bleibt bei der Studie auch die Kohlenstoffspeicherleistung des Holzes und der daraus gefertigten Produkte. Diese binden den im Holz gespeicherten Kohlenstoff über ihre gesamte Nutzungsdauer und ersetzen darüber hinaus energieintensivere Materialien z.B. im Bau- oder Verpackungsbereich durch einen nachwachsenden Rohstoff. Die Nutzung von Holz trägt somit, anders als in der Studie resümiert, zum Klimaschutz bei. „Ziel für künftige Studien müsse es deshalb sein, die Gesamtheit von Waldbewirtschaftung und Holznutzung zu reflektieren, statt nur einzelne Aspekte darzustellen“ ergänzt Freise.

 

Quelle: Arbeitsgemeinschaft Rohholz e.V. (AGR)