Kehler: "Wir müssen das Tempo der Wärmewende deutlich erhöhen" (14.11.2019)

Seit Jahrzehnten heizen wir mit Erdgas. In Zeiten von teils dramatischen Klimaänderungen wird diese Gewohnheit auf einmal infrage gestellt. Wie geht es in Zukunft weiter mit gasbasierten Heizsystemen? Welchen Stellenwert haben sogenannte grüne Gase bei der Energiewende? Diese und weitere Fragen beantwortet Dr. Timm Kehler, Vorstand der Brancheninitiative Zukunft ERDGAS, im Experteninterview mit heizung.de.

Textauszug:

Herr Kehler, sagen Sie uns bitte kurz, was sich hinter dem Branchennetzwerk Zukunft ERDGAS verbirgt.

Timm Kehler: Wir sind eine Initiative der Gaswirtschaft, die sich das Ziel gesteckt hat, die Stimme für alle gasförmigen Energien zu sein. Also nicht nur für Erdgas, sondern auch für Wasserstoff und Biogas sowie zukünftige Lösungen mit synthetischem Gas. Gestartet sind wir vor 6 Jahren mit 26 Gründungsmitgliedern. Und seitdem sind wir stark gewachsen. Heute umfasst unser Netzwerk bereits über 130 Unternehmen und Verbände – von Gasförderunternehmen über Netzbetreiber bis hin zu Stadtwerken und Unternehmen, die Anwendungstechniken von Gas erforschen.

Politisch wird aktuell (gefühlt) nur über die E-Mobilität diskutiert, obwohl der Wärmemarkt einen entscheidenden Anteil an der Energiewende hat. Läuft da was schief?

Timm Kehler: Man muss festhalten, dass der Verkehr sicherlich zu Recht ins Visier genommen wird, weil hier in den letzten 30 Jahren keine nennenswerten Erfolge erzielt wurden. Im Gegenteil, man ist in etwa auf demselben Niveau wie 1990. Der Gebäudesektor hingegen wird zwar oft als schlafender Riese bezeichnet. Wir müssen aber sehr deutlich sagen, dass er mittlerweile kein Riese mehr ist. Erstens ist er nach Energiewirtschaft, Industrie und Verkehr nur noch der viertgrößte CO2-Verursacher. Zweitens kann keine Rede davon sein, dass der Wärmemarkt schläft. Denn der Gebäudesektor ist der einzige, der die CO2-Ziele für das Jahr 2020 (Anm. d. Red. 40 % Reduzierung gegenüber 1990) tatsächlich auch erreicht.

Heißt das, wenn niemand darüber spricht, ist alles richtig gelaufen?

Timm Kehler: Man kann schon sagen, dass wir nach wie vor eine Reihe an Potenzialen ausschöpfen können. Das betrifft vor allem die Gasbrennwerttechnik, die nennenswerte CO2-Ersparnisse erlaubt. Bis zur nächsten Klimazielmarke 2030 ist es nicht mehr weit. Deshalb müssen wir das Tempo der Wärmewende noch einmal deutlich erhöhen. Knapp 12 Millionen Heizungen in Deutschland sind technisch veraltet und arbeiten ineffizient. Es ist also höchste Zeit, diese auf moderne Gasbrennwerttechnik umzurüsten. Die Ereignisse der letzten Wochen, wie zum Beispiel das Klimapaket und die Ergebnisse des Gasdialogs 2030, haben ja gezeigt, dass das Potenzial dieser Technik klar erkannt wird und Gas endlich auf der politischen Agenda steht.Und das nicht ohne Grund: Denn durch den Austausch aller veralteten Heizungen gegen moderne Gasbrennwertgeräte ließen sich jährlich 30 Millionen Tonnen CO2 einsparen.

Das vollständige Interview finden Sie unter heizung.de.

Quelle: Zukunft ERDGAS e.V.